Die jungen Liberalen sind von der Chancengerechtigkeit überzeugt. Wir sind der
Auffassung, dass jeder Mensch die gleichen Möglichkeiten haben sollte, sein volles
Potenzial zu entfalten, um erfolgreich zu sein. Wenn Menschen aufgrund von
Ungleichheit oder Benachteiligung in ihren Bildungs- und somit Aufstiegschancen
eingeschränkt sind, untergräbt das nicht nur das Leistungsprinzip, sondern behindert
auch die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes und kostet somit Wohlstand für
Alle.
Schon bei der Geburt haben einige Kinder weniger Glück als andere: In Thüringen leben
derzeit circa 4.000 Kinder und Jugendliche in stationären Kinder- und
Jugendhilfeeinrichtungen, umgangssprachlich auch Kinderheime genannt.
Diese Einrichtungen haben nicht nur mit dem Kummer der Bewohner zu kämpfen, sondern
auch mit fehlendem Personal sowie fehlenden finanziellen Mitteln.
Die finanziellen Mittel, die in diesem Bereich verfügbar sind, sind so begrenzt, dass
die dort lebenden Kinder und Jugendlichen kaum oder gar nicht die Möglichkeit haben,
ihren Interessen und Hobbys nachzugehen. Freizeitaktivitäten, wie die Mitgliedschaft
in Sportvereinen, die zusätzliche Ausrüstung wie Fußballschuhe oder Skates erfordern,
oder das Besuchen von Musikschulen, sind für sie kaum finanzierbar.
Auch essenzielle Gegenstände, wie Smartphones, die inzwischen fest im
soziokulturellen und auch schulischen Alltag integriert sind, müssen aus dem knapp
bemessenen Taschengeld bezahlt werden. Allerdings sind Smartphones essenzielle
Hilfsmittel für Bildungszwecke und soziale Eingliederung.
Die Unterfinanzierung macht sich außerdem auch bei den Personalschlüsseln bemerkbar.
So wird beispielsweise häufig der Dienst in der Zeit von 7 bis 13 Uhr eingespart,
weil die Kinder da größtenteils in der Schule sind. Haben sie jedoch schulischen
Ausfall oder zur Prüfungszeit frei, oder sind gar krank, müssen sie ihre
Einrichtungen, ihre Zimmer, verlassen. Sie haben dann nur die Möglichkeit, in ein
anderes Heim vom Träger zu gehen. Häufig leiden die Kinder und Jugendlichen an
psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen und bräuchten gerade deshalb mehr
Ansprechpartner und sichere, verlässliche Rückzugsorte.
Die Inflation sowie die Energiekrise haben diese Probleme dramatisch verschärft. Die
Tagessätze für Lebensmittel der Kinder und Jugendlichen im betreuten Wohnen liegen,
nach Recherchen des MDR, beispielsweise nur bei 5,90-8,40 Euro. Diese Preisspanne
lässt sich durch die unterschiedlich finanziell aufgestellten Kommunen und Landkreise
erklären, die den Trägern unterschiedlich viel Geld zur Verfügung stellen.
Diese Tagessätze sind jedoch zu niedrig, um eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu
garantieren. Bereits als junger Mensch mit finanzieller Not konfrontiert zu werden
und sich darum sorgen zu müssen, ausreichend und leckere Nahrung zur Verfügung zu
haben, darf unsere Gesellschaft und Staat nicht zulassen.
Für uns Jungliberale ist Chancengerechtigkeit mehr als ein Konzept; es ist die
Grundlage dafür, dass sich Kinder und Jugendliche auf ihre Bildung und die
Entwicklung ihrer individuellen Talente uneingeschränkt konzentrieren können.
Unser Herzensthema ist der soziale Aufstieg durch Bildung, und wir glauben, dass dies
nur erreicht werden kann, wenn jedem Einzelnen die Möglichkeit gegeben wird, sein
volles Potenzial ohne Ablenkungen oder Hindernisse zu entfalten.
Deshalb fordern wir die Erhöhung der finanziellen Unterstützung für die Träger von
stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, um die Tagessätze für Lebensmittel,
die Zuschüsse für Freizeitaktivitäten deutlich anheben zu können.
Zudem fordern wir mehr finanzielle Mittel, um das Personal in den Einrichtungen
aufzustocken, um genannten Problemen begegnen zu können.
